Liebe Mitchristen,
rund siebzig amtierende Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher und neue Kandidatinnen und Kandidaten trafen sich Ende April zu einem vom Dekanat organisierten Begegnungsabend.
Diese große Zahl, insgesamt sind in unserem Dekanat rund einhundert Frauen und Männer bereit für den Kirchenvorstand ihrer Gemeinde zu kandidieren, zeigt, dass die Kirche in unserem Dekanat Gräfenberg nah bei den Menschen ist, ja „Kirche der Menschen“ ist, wie ein Buchtitel meines Dekanskollegen Dr. Steffen Bauer lautet.
„Kirche der Menschen“, weil Kirche bei uns nicht nur und auch nicht vorwiegend von den Hauptamtlichen, den Pfarrerinnen und Pfarrern getragen wird, sondern von vielen Frauen und Männern, die sich ehrenamtlich engagieren für ihre Kirchengemeinde und unser Dekanat.
Mit an der Spitze dieser vielen engagierten Menschen stehen die Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher, da sie in dieser Funktion zusammen mit ihrer Gemeindepfarrerin oder ihrem Gemeindepfarrer die Aufgabe haben, ihre Kirchengemeinde zu leiten.
Das, worum der Synodale Weg in der katholischen Kirche seit vielen Jahren mit Rom und dem Vatikan ringt und streitet, ist in unserer evangelischen Kirche - Gott sei Dank- längst Wirklichkeit, ja viele jahrzehntelang gut eingeübte Praxis: die gemeinschaftliche Leitung von Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen – und das auf Augenhöhe. Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher sind keine Bittsteller, die ihre Vorschläge vorbringen dürfen, die dann eventuell und vielleicht sogar Gehör finden. Sie sind vielmehr Impulsgeberinnen und Teilhaber an der Leitungsverantwortung der Gemeinde und Kirche.
Und gerade in Zeiten, in denen die Hauptamtlichen immer weniger werden und die von ihnen zu betreuenden Seelsorgebereiche immer größer, kommt den Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorstehern eine noch wichtigere Rolle und Aufgabe zu. Die Aufgabe, die Veränderungen, die Kirche durch die gesamtgesellschaftliche Entwicklung derzeit erlebt, nicht nur hinzunehmen, sondern ganz aktiv mitzugestalten. Die – neudeutsch – Transformationsprozesse nicht nur zu beobachten und hinzunehmen, sondern als Mitgestalter ganz bewusst mit zu lenken und mit zu beeinflussen.
Der Apostel Paulus schreibt im zweiten Korintherbrief: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe Neues ist geworden. (2 Korinther 5,17)
Dass Neues wird, bzw. dass Neues schon geworden ist, gilt auch für Vieles in unserer Kirche in unserem Dekanat. Ansätze, wie der Cargo-Runner “Kirche unterwexx” in Kirchrüsselbach, die Bauwagenkirche in Igensdorf, die „Street-talking“ Aktionen des Workshops Zukunft, oder die „Aktion einfach heiraten“ oder das geplante Tauffest an der Lillachquelle zeigen das große Potential, das wir als Kirche haben und in unserem Dekanat auch nutzen, um Menschen mit dem Evangelium, mit der guten Botschaft von der grenzenlosen Barmherzigkeit unseres guten Gottes zu erreichen, wenn wir uns gemeinsam auf den Weg machen und Kirche neu denken.
Neues zu gestalten und gleichzeitig das Gute und Bewährte, dort wo es angenommen wird und lebt, fortzuführen - und beides in Zeiten abnehmender Ressourcen gut miteinander abzuwägen, das wird die große Aufgabe der nächsten Jahre.
Ich bin sicher, dass Gottes Geist uns dabei begleitet und inspiriert, ja uns führt auf neue Wege.
Herzlichst
Ihr Reiner Redlingshöfer, Dekan